Umzug in ein neues Leben – aber wohin mit all den Sachen?

Im Grunde fing das Vergnügen ganz harmlos an. Aber wie sagt man doch so schön: Was im Spaß anfängt, endet meist im Streit ;-). Und in diesem Satz scheint ein Quäntchen Wahrheit zu stecken.

Aber eins nach dem anderen. Nach einem Traumurlaub am anderen Ende der Welt kehrte ich völlig kopfverdreht nach good old Germany zurück. Doch mir war bereits während meines Rückfluges klar, dass es mich in meiner Heimat nicht mehr allzu lange halten wird. Ich spielte intensiv mit dem Gedanken, für einige Zeit all meine Sachen zu packen und gen Süden zu ziehen. Kurz: Auszuwandern auf Zeit. Von der Idee her schien das Vorhaben auch echt realistisch und nicht allzu kompliziert, doch als es ans Eingemachte ging, nahm der Spaß seinen Lauf ;-). Und dazu bedurfte es nicht erst dem Gang zu den örtlichen Behörden ;-). Nein, nein – diese Einsicht gewann ich schon während des Packens. Denn bereits nach dem Verpacken meiner Kleidung war klar, dass für mein Sammelsurium an Stofffetzen weder ein normaler Backpacker noch zusätzlich angemeldetes Übergepäck ausreichen würden. Und zu dieser Erkenntnis kam ich wie gesagt bereits nach dem Ausräumen meines Kleiderschrankes. Da war von Schuhen, Büchern, Bürokram und Möbeln noch überhaupt keine Rede ;-).

Pakete über Pakete

Pakete über Pakete

Und schneller als mir lieb war, fanden die guten alten Problemchen wieder Einzug in mein Leben. Ich musste nicht nur herausfinden, wie ich meine Pakete überhaupt in das von mir gewünschte Zielland befördern könnte, sondern wurde auch immer wieder mit einer Überdosis zollrechtlicher Bestimmungen konfrontiert. Ein wahrer Traum, wie ihr euch denken könnt. Naja, beschweren brachte nichts und den Kopf hängen zu lassen, hätte mich auch nicht weitergebracht, also musste ich mich den Herausforderungen und Unannehmlichkeiten stellen und auf Informationsbeschaffung gehen.

Deshalb machte ich mich auf, um folgende Frage zu beantworten: Welche Möglichkeiten bieten sich mir, um mein Hab und Gut vom Heimatland ins Zielland zu befördern? Kostengünstig versteht sich. Schließlich wurde ich im Urlaub zwar vom „Gestressten“ zum „Gelassenen“, aber nicht vom Studenten zum Millionär ;-).

Während meiner Recherchen konnte ich zunächst herausfinden, dass ich im Grunde nur zwischen zwei Alternativen die Wahl habe: entweder ich entscheide mich für Luft- oder für Seefracht. Da Luftfracht zwar die schnellere, aber dafür auch deutlich teurere Alternative zu sein schien, entschied ich mich ohne großes Überlegen für einen Seefracht-Transport.

Und wie sich im Nachhinein beim Lesen einiger Blog-Beiträge zu diesem Thema herausstellte, schien mein Bauchgefühl ausnahmsweise mal die richtige Entscheidung getroffen zu haben ;-). Ich durfte nämlich lesen, dass man das Abschicken der Ladung mit etwas Organisationstalent tatsächlich so einrichten kann, dass man nahezu zeitgleich mit seiner Sendung ankommt. Das waren doch zur Abwechslung mal wieder gute Neuigkeiten. Optimistisch forschte ich also weiter nach.

Wie kann ich meine Umzugsgüter per Container versenden?

Ich widmete mich der Frage, wie ich meine Umzugsgüter per Container versenden kann. In diesem Zusammenhang interessierte mich vor allem folgende Frage: Wie muss ich im Einzelnen vorgehen, wenn ich etwas via Seefracht versenden möchte?

Dazu konnte ich Folgendes herausfinden. Auf der einen Seite gibt es die Möglichkeit, ein großes Logistikunternehmen wie UPS, DHL oder FedEx zu beauftragen, die sozusagen das Komplettpaket beinhalten – also abholen, zum Versandhafen transportieren, beladen (Hafengebühren, Seefracht, Dieselzuschlag, Währungszuschlag), überliefern (Quarantäne, Zollabfertigung), zustellen. Auf der anderen Seite gibt es aber auch zahlreiche „normale“ Umzugsfirmen, die sich auf Containerverschiffung spezialisiert haben und mehr oder weniger komplette Servicepakete anbieten. Einige davon findet man beispielsweise bei google, wenn man die Suchbegriffe „Spedition Umzug Übersee“ eingibt.

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Wie teuer ist ein Seefracht-Transport?

Da der Seefracht-Markt – genau wie jeder andere Markt auch – von Angebot und Nachfrage bestimmt wird, dachte ich mir gleich, dass ein Preisvergleich nicht schaden kann. Also machte ich mich an die Arbeit, telefonierte die einzelnen Umzugsunternehmen durch und holte mir Angebote für einen 20 Fuß-Container ein (zur besseren Vorstellung: ein 20 Fuß-Container entspricht in etwa folgenden Außenmaßen: Länge 6,06 m x Breite 2,44 m x Höhe 2,37 m // Innenmaße: Länge 5,89 m x Breite 2,33 m x Höhe 2,37 m). Und siehe da: Das Vergleichen schien sich zu lohnen. Von einem Angebot über knapp 3000 € bis hin zu Angeboten um die 7000 € war alles dabei. Und falls ihr jetzt denkt: Na, kein Wunder, die einzelnen Anbieter werden sich wahrscheinlich auch deutlich in Leistung und Qualität unterscheiden. Fehlanzeige! Das teuerste Angebot beinhaltete noch längst kein Komplett-Angebot. Im Gegenteil: Für das Verpacken der Ware sollten 2000 weitere Euros fällig werden. Nicht schlecht, dachte ich bei mir und statt Vorfreude machten sich wieder Bedenken breit. Wie sollte ich das alles finanziell bewältigen? Wird wohl nur eins helfen: Ein grandioser Job in meiner neuen Wahlheimat anzunehmen ;-).

Letztendlich fiel die Wahl auf eine Umzugsfirma, die meine Möbel und Kisten für knapp 6000 € nach Australien transportieren würde (allerdings ohne Verpackung – das würde an mir hängen bleiben). Bevor also mit dem eigentlichen Umzug begonnen werden konnte, musste erst noch alles verpackt werden. Ein Glück hatte ich mit den Kleidern bereits begonnen ;-). Als nächstes machte ich an meine Bücher, die ich fein säuberlich in Kartons stapelte und rundherum ausgiebig polsterte, sodass sie fest im Karton saßen und nicht verrutschen konnten. Dadurch erhoffte ich mir, dass sie den Umzug ohne größere Schäden überstehen würden. Schließlich wartete noch der Bürokram, den ich ebenfalls gut gepolstert in Kisten verstaute und last but not least – die Möbel. Diese musste ich sorgfältig in Einzelteile zerlegen, jedes Einzelteil mit Folie umwickeln, damit es während des Transports nicht zerkratzt, die Ecken mit Karton versehen, damit sie nicht abbrechen und jegliche Schrauben und Kleinteile in Tütchen verpacken und mit Tesa an die Schrankwände kleben, damit ich in meiner neuen Wahlheimat nicht ohne Material dastehe.

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Auf was muss ich beim Verpacken achten?

Insgesamt achtete ich beim Verpacken meiner Waren äußerst penibel darauf, auch wirklich nur erlaubte Waren einzupacken. Dabei orientierte ich mich an folgenden Vorgaben. Denn es wäre nicht das erste Mal, dass ich beim Betreten des australischen Kontinents Probleme mit den Quarantäne-Beamten bekommen würde ;-). Alleine deswegen lohnt es sich auf jeden Fall, einen Blick auf die Liste mit den deklarierungspflichtigen Waren zu werfen. Denn wenn man deklarierungspflichtige Waren nicht deklariert oder vorsorglich gleich besser ganz zuhause lässt, hat man nicht nur eine bescheidene Einreise, sondern kann darüber hinaus mit einem Bußgeld von 200 AU$ bestraft oder strafrechtlich verfolgt und mit einer Strafe von über 60 000 AU$ belegt werden. Da ich erstens in meiner neuen Wahlheimat nicht gleich als strafrechtlich Verfolgte gelten wollte und mir zweitens denken konnte, dass Falschangaben meinen Umzug nicht gerade beschleunigen würden, packte ich besser gleich nach dem Motto „weniger ist mehr“, und verzichtete unter anderem auf meine Topf- und Ballenpflanzen ;-). Außerdem schrubbte ich sämtliche Schuhsohlen aufs Gründlichste, denn mit deutscher Erde an den Sohlen ist das in Australien auch so ne Sache ;-).

Wie lange dauert so ein Seefracht-Transport?

Neun Wochen vor meinem geplanten Abflugdatum ließ ich dann den Container kommen. Da der Seeweg seitens der Umzugsfirma mit neun Wochen veranschlagt wurde, sollte das optimal passen. In der Hofeinfahrt eingetroffen, wurde er mit meinem gesamten Hab und Gut bestückt – was insgesamt nicht mehr als circa vier Stunden dauerte, weil ich ja wie gesagt bereits die ganze Vorarbeit übernommen hatte. Während des Verladens notierte ein Fachmann der Umzugsfirma sämtlichen Inhalt fein säuberlich auf einer Überseeliste. Nachdem alles verstaut war und ich die Liste unterzeichnet hatte, wurde der Container versiegelt und abtransportiert.

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Meine Umzugsgüter unterwegs auf hoher See.

Einerseits erleichtert, dass der Umzugsprozess endlich seinen Lauf genommen hatte und andererseits nachdenklich, ob ich meine Sachen je wieder heil wiedersehen würde, stand ich also da in unserer Hofeinfahrt und schaute sentimental dem wegfahrenden LKW samt Container hinterher.

Falls ihr euch fragt, weshalb ich mich um den Erhalt meines Versandgutes sorgte und mich nicht einfach auf eine Versicherung verließ, die im Schadensfall schon greifen würde. Nun, da ich sämtliche Güter selbst verpackt hatte, lag die Sicherheit der Umzugsgüter auch komplett in meiner Hand. Ich hätte lediglich eine Versicherung abschließen können, die gegriffen hätte, sofern das Schiff gesunken wäre, aber darauf verzichtete ich dann doch lieber. Schließlich wollte ich ja nicht gleich zu Beginn des Abenteuers mit dem Schlimmsten rechnen.

Um meine Besorgnis ein wenig zu lindern, kontaktierte ich in regelmäßigen Abständen die Umzugsfirma. Nach circa einer Woche konnte mir die Umzugsfirma das genaue Ankunftsdatum sowie den Namen des Schiffes nennen. Da ich in der Zwischenzeit ein passendes Apartment in Sydney für mich gefunden hatte, konnte ich im Gegenzug der Umzugsfirma auch gleich die Adresse nennen, zu der mein Hab und Gut in Australien befördert werden muss. Einige Zeit später wurde mir der Name der australischen Umzugsfirma mitgeteilt, mit der ich mich in Verbindung setzen könnte, um alles Weitere zu besprechen. Was ich natürlich auch umgehend tat :-). Ein Mitarbeiter der Umzugsfirma aus Sydney schätzte, dass es circa weitere zwei bis drei Tage dauern würde, bis der Container ab Hafen Sydney mein neues Zuhause erreichen würde. Und der Sydneysider schien sich auszukennen. Exakt drei Tage nachdem ich in Australien gelandet bin, traf auch schon mein Container ein. Nachdem die Umzugsfachmänner meine Waren ins Apartment befördert hatten, machte ich mich gleich aufgeregt ans Auspacken meiner Kartons. Und: Meine Sorgen waren wie so oft völlig umsonst. Der größte Teil meiner Waren hatte den Umzug heil überlebt und ich kann euch gar nicht sagen, wie froh ich war, nach drei Tagen endlich meinen eigenen Kaffee kochen zu können und nicht früh morgens, noch halb verschlafen ins Café um die Ecke gehen zu müssen, um meinen morgendlichen Energie-Trunk zu mir nehmen zu können.

Tipp:

Wer sich in seinem neuen Heim gleich heimisch fühlen und nicht erst eine Mammut-Tour Richtung Ikea starten möchte, dem kann ich einen Umzug via See nur empfehlen. Da habt ihr – mit ein wenig Aufwand und Organisation im Vorfeld – gleich alles Nötige und Liebgewonnene dabei ;-).

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